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Blog 'Reflexionen im Auto zu Spiritualität'

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Eigentlich ist alles ganz einfach – über Identifikation, Bewusstsein und Erfahrung (23.09.2024)

Blick durch eine Baumkrone in den Himmel Blick durch eine Baumkrone in den Himmel | © Christiane Schenke

Autodiktat vom 18.3.2023, transkribiert am 23.9.2024

Eigentlich ist alles ganz einfach. Ich bin jetzt, im März 2023, im sechsten Jahr mit dem Kurs in Wundern und habe schöne und wichtige Lernerfahrungen gemacht, die aus weltlicher Sicht als schmerzlich bezeichnet werden könnten, aber die mir wieder eine Möglichkeit geboten haben, genauer hinzuschauen und zu lernen.

Was ich gelernt habe: Eigentlich ist alles ganz einfach. Ich habe es „am eigenen Leib“ gelernt.
Leib nicht im Sinne von Körper, sondern an der eigenen Erfahrung. Alles ist (nur) eine Frage der Identifikation. Darum ist es eigentlich ganz einfach.

Es hat damit zu tun, wie das Bewusstsein funktioniert, von dem wir ja so gut wie gar nichts wissen. Auch die Wissenschaft und Forschung kann das Bewusstsein nicht greifen. Die Forscher können allenfalls die Gehirnfunktionen untersuchen und daraus schließen, bei welchen Gedanken welche Gehirnregionen aktiv sind. Alles andere entzieht sich der Erforschung. Das liegt in der Natur der Sache. Es muss empirisch vorgegangen werden. Und so ist es dann auch schon nicht mehr streng wissenschaftlich, wenn man fragt, wo das herkommt, was eine Person erfährt. Nur über das, was eine Person erfährt, kann man erforschen, was im Bewusstsein vor sich geht.

Die Psychologie beschäftigt sich ebenfalls damit, was eine Person erfährt – aber das ist ja schon die nächste Verdrehungssstufe, denn wenn die Psychologie befragt wird, hat sich ja die Person schon damit identifiziert und daraus Leidensdruck entwickelt.

Das Bewusstsein: Was ist es? Wie funktioniert es? Wie entsteht unsere Erfahrung?

Mir hat geholfen, parallel zum Kurs in Wundern auch noch Brent Haskell zu lesen, der erklärt sehr schön, wie unsere Erfahrungen entstehen und wie ich üben kann, in andere Erfahrungen zu kommen.

Und bezüglich Bewusstsein hat mir sehr geholfen, mich parallel zum Kurs mit Nondualität und Advaita Vedanta, zu beschäftigen. Ich habe unter anderem Claudia Filkov auf YouTube gehört.
Und gerade lese ich ein Buch von Rupert Spira über das Bewusstsein. Beides ist noch mal ziemlich komprimiert und eingedampft in Hinsicht auf die Erläuterung, das ist wie ein Extrakt ohne viel Erklärung.

Der Kurs holt uns ja bei unserer Erfahrung der falschen Identifikation ab.

Die Nondualität dagegen sagt einfach, wie es ist, ganz kurz und knapp. Dadurch ist das viel komprimierter und ohne so viel Verständnis-Hilfen drumherum. Da geht es nur darum:  Verstehst du es oder verstehst du es nicht?

Der Kurs hat natürlich die große Stärke, mir zu helfen, überhaupt erst einmal meinen Leidensdruck wahrzunehmen und zu verstehen, dass mein falsches Denken das alles hervorgebracht hat.

Beide Wege (Advaita Vedanta und der Kurs in Wundern) können zu einem bestimmten Zeitpunkt hilfreich sein und mich gerade da abholen, wo ich bin.

Da ich aber durch den Kurs den Zugang zu Erfahrung und deren Ursache im Denken schon habe, hat mir jetzt Advaita Vedanta und die beiden genannten Quellen sehr geholfen, das noch mal von einer völlig anderen Seite anzugucken.

Bei der Nondualität geht es ja ganz klar darum: Was erfahre ich?  – und das ist eigentlich nicht da. Ich bin eigentlich nicht da. Das, was ich erfahre, ist das Einzige, was es gibt, aber nicht als das, was einer Person geschieht, sondern als Unmittelbarkeit der Erfahrung. Es ist eigentlich niemand da, sondern nur von Moment zu Moment die Unmittelbarkeit einer Erfahrung, die niemandem geschieht, sie ist ohne Besitzer. So verstehe ich das zumindest derzeit.

Wobei es bei Advaita Vedanta auch noch verschiedene Formen des Verständnisses gibt.
Eine Form sagt: Alles ist der EINE.
Eine andere Form sagt: Da ist überhaupt NIEMAND und NICHTS.

Mir hat das Eintauchen in die Nondualität geholfen, dieselbe Botschaft, um die es auch im Kurs geht, noch mal von DIESER Seite anzugucken, es in anderen Worten ausgedrückt zu hören.
Das Beschäftigen mit der Nondualität bringt mich noch mal tiefer in den Kurs. Dadurch habe ich begriffen, dass unsere Wahrnehmung, unsere Erfahrung, eine Folge der Identifikation ist.

Es geht um das Bewusstsein. Bewusstsein ist eigentlich das Einzige, was es gibt.

Das Bewusstsein ist das Wissende, aber nicht das Wissen des Menschen, sondern das, was weiß, dass es weiß; das, was weiß, dass es all das hervorbringt.

Eckhart Tolle hat mal gesagt: „Das Bewusstsein ist sich seiner selbst bewusst.“.

Es ändert sich die Sichtweise, sobald ich an dem Punkt angelangt bin, dass ich erkenne, dass auch ich – jetzt meine ich nicht die Person – das Bewusstsein bin, das weiß, dass es weiß. Hier ist wirklich mit Wissen nur Bewusstheit gemeint, nicht irgendwelche Inhalte. Mir ist bewusst, dass ich bewusst bin, so könnte man es auch nennen.

Also statt: „Ich weiß, dass ich weiß.“, könnte ich sagen: „ Mir ist bewusst, dass ich bewusst
bin.“. Wenn ich das greifen kann, erkenne ich, dass das, was im Bewusstsein – also was da drinnen –  auftaucht, bloß Inhalte aller Art sind.

Nehmen wir mal an, das Bewusstsein ist die Trägersubstanz, die alles ermöglicht und das Einzige, was es gibt. Und das, was da drinnen auftaucht, ist lediglich verschiedener Inhalt.

Und wenn wir uns mit dem: „Ich bin bewusst, dass ich bewusst bin.“ identifizieren, sind wir auf der Ebene, wo wir aus all den Inhalten aussteigen können. Das ist die Präsenz, das Sein.

Wenn wir uns mit den Inhalten identifizieren, die kommen und gehen und die verschiedensten Formen annehmen, dann sind wir im Ich-Bewusstsein, im Ego-Denksystem, im stetem Auf und Ab aus  Freud und Leid.

Für das Bewusstsein, dem bewusst ist, dass es bewusst ist, gibt es kein Auf und Ab, da ist alles gleich. Das sind ja alles dann NUR Inhalte, die da drinnen auftauchen, mit denen man sich nicht zu identifizieren braucht, weil ich doch der Träger von all dem bin, der Erfahrungsträger.

Das ist, was viele spirituelle Strömungen sagen: Sei einfach nur der Beobachter und mache nichts mehr damit.

Dieses Bewusstsein ist das, was man mit Liebe bezeichnen könnte, weil es einfach nur bezeugt, weil es einfach alles so sein lässt, wie es ist. Ich habe das auch mal als „die totale Erlaubnis“ bezeichnet. Im Bewusstsein ist jede Art von Inhalt erlaubt. Das Bewusstsein kann ja überhaupt nicht steuern, was in ihm drinnen auftaucht. Das kann ja nicht sagen: „Ja, dieses darf auftauchen und nein, jenes darf nicht auftauchen!“, sondern alles ist da drinnen erlaubt. Und alles ist da drinnen unschuldig, weil es aus demselben Stoff gemacht ist.

Das ist alles nur Unmittelbarkeit der Erfahrung.

Unmittelbarkeit der Erfahrung: ob das Schmerz ist, ob das Lust ist, ob das Groll ist, ob das Wut ist, ob das Panik und Angst ist, ob das Freude ist. Es taucht alles als unmittelbare Erfahrung auf und insofern ist alles gleich: unmittelbare Erfahrung.

Und die Probleme oder überhaupt alles entsteht dann damit, was danach kommt, dass jemand sich
das rausgreift und sagt: „Das hier bin ich.“.
In diesem Bewusstsein taucht ein Körper auf.
In diesem Bewusstsein taucht ein Name auf, eine Persönlichkeit, ganz viel Angelerntes.
Und das schnappe ich mir dann raus, mache es zu etwas Besonderem und sage: „Das hier bin ich.“.
Und dann gibt es Andere, die etwas sagen, was in mein Bewusstsein dringt, wo ich dann sage: „Oh, das greift mich aber jetzt an.“.

Die falsche Wahrnehmung, eine Person zu sein, entsteht aus der fehlgeleiteten Identifikation mit Erfahrungen.

Und das habe ich wiederum von Brent Haskell gelernt. Er sagt einfach – das ist krass: „Alles, was du erfährst, hast du zu deiner eigenen Freude erschaffen.“. Boa!
Auch bei Gottfried  Sumser habe ich mal gehört: „Was in mir hat das erschaffen?“. Und das wurde noch getoppt bei Brent Haskell, als er gesagt hat: zu deiner eigenen Freude...

Ich wollte offenbar diese Erfahrung machen, weil ich ihr irgendeinem Wert beigemessen habe.

Wenn das so ist, dann kann ich ja mal rauskriegen, was der Wert für mich war – weswegen ich das erschaffen habe; sei es Krankheit, sei es Konflikt, was auch immer. Ich wollte offensichtlich mit irgendwas Recht haben, und deshalb ist es in meine Erfahrung gekommen.

Ich kann die Identifikation damit lösen und dann ist es unschuldig, dann ist es nur eine Erfahrung, die auf diesem Erfahrungsträger Bewusstsein auftaucht. Und die Identifikation mit dem Erfahrungsträger  –  statt mit der Erfahrung   –  macht, dass alles unschuldig ist.

Wenn jemand sagt: "Hier ist die Erfahrung eines Geschehens." – und er identifiziert sich nicht damit, dann ist das Geschehen einfach das, was ist, ohne Urteil, ohne Wert, ohne Besitzer.

Lass mich das mit zwei Beispielen veranschaulichen:

1. Beispiel:

Du kriegst plötzlich einen immensen Kopfschmerz. Da ist Schmerz, ganz unmittelbar. Es kommen aber keine Gedanken dazu, wie zum Beispiel: "Wieso habe ich schon wieder Migräne, und warum ausgerechnet heute, wo ich eigentlich was vorhabe, und wie lange wird das dauern, kriege ich das weg bis heute nachmittag zu meinem Termin, oh Gott, oh Gott, wieso passiert noch immer mir?“, das ist dann alles weg.

Da ist nur die Unmittelbarkeit von Schmerz. Da ist der Schmerz, und ich mache nichts damit, da ist Niemand, dem der Schmerz gehört.

Dann kannst du immer noch eine Tablette nehmen oder auch nicht, das ist ja auch bloß wieder eine Erfahrung –  jetzt ist die Erfahrung des Einnehmens  einer Tablette. Aber da ist nicht: „Ich, die sich schützen muss“ und „Ich, die bedroht ist“. Diese Ebene fällt weg, weil es nur noch die pure Unschuld der Erfahrung gibt, der unmittelbaren Erfahrung...

2. Beispiel:

Mir hat mal meine Schwester, die aus der Krankenpflege kommt, vor Jahren ein Erlebnis auf einer  Station mit Lungenkranken erzählt. Ein behinderter junger Mann, der schwer Lungenkrebs hatte,
saß am Boden, hat mit etwas gespielt und war völlig friedlich, obwohl sein Lungenvolumen
schon unglaublich eingeschränkt war. Jeder andere Mensch hätte Angst und Panik gehabt, weil er ja weiß, dass sein Lungenvolumen bedroht ist und dass er schlecht Luft kriegt und und und, das macht das Ganze ja dann noch viel schwerer. Aber dieser junge behinderte Mann hat einfach nur gelebt, ohne Identifikation damit, weder mit der Krankheit, noch mit dem abnehmenden Lungenvolumen. Das fällt uns ja schon bei diesem Beispiel auf, dass es da ein Unterschied zu geben scheint, ob ich mich mit etwas identifiziere oder nicht – und wer sich nicht mit etwas identifiziert, der ist ja auch davon nicht bedroht.

Also mein Fazit: Alles ist nur eine Frage der Identifikation. Bin ich die Person, der all das geschieht? Oder bin ich das Bewusstsein,  das unschuldige, unmittelbare Erfahrung bezeugt?

Ich habe die Entscheidung über meine Identifikation. Womit gehe ich in Resonanz? Was hat für mich einen Wert?

Das ist mein jetziger Lernschritt. Es ist immer ein kleiner Aspekt des Lernens mit dem Kurs in Wundern, der irgendwie einsickert im Lernprozess und manchmal sickert plötzlich ein größeres Verständnis mit einmal ein.  Der Weg ist dann schon bereitet  – und ich freue mich an diesen Verständnis; aber nicht die Person freut sich, sondern ich fühle mich immer freier von der Person, ich fühle mich immer unverletzlicher!


Hinweis: Die auf meiner privaten Homepage veröffentlichten Gedanken zu „Ein Kurs in Wundern®“ stellen meine persönliche Meinung und mein persönliches Verständnis dar und nicht die der Inhaber der Rechte für „Ein Kurs in Wundern®“. „Ein Kurs in Wundern®“ erscheint im Greuthof Verlag und ist markenrechtlich geschützt von der Foundation For Inner Peace, USA.


Christiane Schenke 2021

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