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Fastenbrechen (05.02.2016)

Fastenbrechen mit Quarktorte Fastenbrechen mit Quarktorte

„Das Gewicht des Magens zeigt uns an, ob wir satt sind“, vermutete ein Freund einst beim gemeinsamen Essen.

Mein Magen fühlt sich gerade an, als hätte ich ihm eine Gänsekeule, 4 Thüringer Klöße und zum Nachtisch ein Eisbein serviert. Und das alles, obwohl ich Vegetarierin bin.

Denn EBEN habe ich feierlich und genüßlich mein einwöchiges Saftfasten gebrochen, mit einem wunderbaren Stück Quarktorte. JA, ICH WEISS, daß man das eigentlich nicht mit Torte tut. Morgen früh wollte ich erst das Fasten mit einem symbolträchtigen Apfel brechen, aber die Gelegenheit heute war einfach zu stimmig. Wir waren im gemütlichen, stilvollen Café Auszeit in der Lessingstraße. Ein Zufluchtsort im regnerischen, grauen Halle (Halle ist nicht immer grau, aber heute halt), der an ein Straßencafé in Paris erinnert. Das war es mir also wert!

Was ich beim Fasten gelernt habe

Ich wollte schon immer mal fasten, war neugierig darauf und sicher, dass es mir viel bringen würde. Denn oft habe ich das Gefühl, dass es "von allem zu viel" ist. Und eine Sache, die ich konkret tun kann, ist eben mal eine Woche feste Nahrung wegzulassen.

Und ich sage Euch, es war toll! Der kleine Verzicht (ich hatte nicht mal Hunger) brachte eine große Intensivierung in allen Bereichen, eine Leistungssteigerung und ein wunderbares Wohlbefinden. Eigentlich ist es DIESES GEFÜHL, das ich immer will und immer suche. Und viel zu selten bekomme, weil ich dagegen arbeite. Ist das nicht verrückt?

Gestern, am 7. Fastentag, hatte ich die wohl wichtigste Erkenntnis. Mir wurde bewußt, dass ÖFFNUNG das zentrale Thema für Veränderung ist. Ich habe gespürt, dass ich mich jetzt öffnen kann. Und öffnen kann ich mich nur, wenn Platz dafür frei ist. Alles, was ich tun muss, ist, diesen Platz freizuhalten. So leicht und doch so schwer...

Es gilt, im Alltag immer wieder wegzuräumen, was dieser Öffnung entgegensteht. Wenn ich vollgestopft bin (nicht nur in Bezug auf Essen), kann ich mich nicht öffnen. Wenn ich mich an was anklammere, wenn ich meine Faust fest schließe, kann ich mich ebenfalls nicht öffnen.

Das ist der entscheidene Unterschied: Frei zu sein, offen zu sein ist die Basis für ein gutes Leben. Vollgestopft zu sein, angeklammert zu sein ist die Basis für ein Leben mit Widerständen.

Das Verrückte ist, dass ich erst offen dafür sein mußte, um das selber zu merken. Und dazu mußte ich mich erst von etwas Entbehrlichen befreien.

Gestern beim Sport habe ich ebenfalls einen Unterschied gemerkt. Ich war mental voll in den Übungen drin. Nichts lenkte mich ab, keine Schwere, kein Bedürfnis, kein Gedanke an das Abendbrot… Die Muskeln folgten mir leicht und willig. Wie toll wäre es für Körper und Seele, immer so Sport zu machen! Dagegen fühlt sich der Sport sonst manchmal an, als wolle ich schwitzend einen widerspenstigen, schweren Sack bewegen. Diesen Widerstand habe ich selbst erzeugt, weil ich zum Beispiel vor dem Sport gegessen habe.

Das Fasten ist vorbei. Wie geht es weiter?

Immer wenn ich auf etwas verzichte, treffe ich eine gute Entscheidung. Ich treffe damit die Entscheidung, Platz zu lassen. Damit lade ich Raum, Leere und Offenheit in mein Leben ein. Offenheit ist die Bedingung dafür, dass ich mich verändern kann, mir Neues begegnet und mir neue Kraft zuwächst.

Wenn ich diesen wunderbaren, kreativen Freiraum auffülle (damit meine ich nicht nur den leeren Magen...), arbeite ich kontraproduktiv. Ich verstelle mir den Weg auf das, was ich so sehnlichst wünsche und so sehr genieße.

So kann ein bisschen Selbstdisziplin zu etwas ganz Großem werden!

Und damit sich mein Magen langsam wieder an das Gewicht der festen Nahrung gewöhnen kann, werde ich ihm heute Abend nur den Rest der klaren Fastenbrühe servieren. Und dann erst mal zwei Aufbautage machen.

Was auch immer Ihr an diesem Wochenende genießt, tut das mit voller Aufmerksamkeit und ganzem Herzen. Ich wünsche Euch guten Appetit!


Christiane Schenke 2021

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