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Blog 'Reflexionen im Auto zu Spiritualität'

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Ich tue alles nur für mich – eine tiefgründige Selbstreflexion (29.09.2023)

Selbstportrait 2021 Selbstportrait 2021 | © Christiane Schenke

Autodiktat vom 19.8.23, transkribiert am 29.9.23

Mein Lernen mit "Ein Kurs in Wundern" im 6. Jahr

Alles, was ich tue, tue ich für mich selbst. Ohne Erwartungen an Resonanz. Denn wenn ich Resonanz von Anderen erwarte, bin ich ein Energieräuber. Dann glaube ich, die Energie der Anderen zu brauchen, in Form von Resonanz. Natürlich hätte ich gern Resonanz. Aber der Gedanke über Resonanz ist so wie der Gedanke über Marketing. Man will etwas bekommen. Besser ist, sich darauf zu konzentrieren, was man zu geben hat.

In meinem Alltag bin ich gut durchgetaktet. Ich gehe arbeiten als Selbständige, pflege meine Eltern, betreue meine Enkelin. Auf dieses Programm habe ich mich voll und ganz eingestellt. Andere Unternehmungen sind derzeit nur mit großem Planungsaufwand möglich und finden deshalb selten statt. Dieses starke Eingebundensein ist eine Lektion und hat mein Lernen mit dem Kurs intensiviert.

Heute reflektiere ich auf der Rückfahrt vom Pflegeeinsatz bei meinen Eltern mal meine Erwartungshaltung an Resonanz. Ich bemerke, dass die wahre Belohnung für all mein Tun nicht von Außen kommt; obwohl ich mich natürlich über äußere Resonanz freue und darüber dankbar bin.

"Nur meine Dankbarkeit kann ich verdienen.", heißt es in der Lektion 197 in "Ein Kurs in Wundern".  Ja, das habe ich gelernt.

Die eigentliche Resonanz bei all meinem Tun ist, dass ich MICH dabei FÜHLEN kann. Dass ich das Gefühl habe, mit MIR, mit MEINER IDENTITÄT, verbunden zu sein.

Alles aus dem Herzen zu tun, aus dem Herzen zu wirken – ohne sich Gedanken zu machen, was das bringt. Und sich zu trauen, dem Anderen das zu geben, was aus dem Herzen kommt – ohne sich Gedanken zu machen, ob er es würdigen kann, ob er es wertschätzt.

Nichts aus anderen Motiven heraus zu tun. Also aus Ego-Motiven, aus denen heraus ich früher viel gedacht, gesagt oder getan habe. „Der andere wird sich bestimmt freuen.“ oder „Wenn ich das jetzt nicht mache, dann fühlt er sich vielleicht übergangen.“.

Dem Ego des Anderen einen Wunsch zu erfüllen, das war die Intention, die ich früher oft hatte. Ja, mein Ego wollte dem Ego des Anderen schmeicheln. Das habe ich schon vor einer Weile bemerkt, dass das von mir abgefallen ist oder dass ich das zumindest jetzt erkenne, wenn so eine Intention bei mir im Spiel ist. Ohne dass ich dem Ego des Anderen schmeicheln will, kommt alles aus meinem Herzen. Da ist tief in mir dieses Gefühl für mich selber, für meine Identität. Aus der heraus ich mein Leben lebe, ohne mir Gedanken zu machen an Resonanz. Ohne woanders als nur in mir selber die Resonanz zu fühlen. Mich an mir selbst, an meiner inneren Resonanz, zu freuen.

Das ist die höchste Form der Unabhängigkeit und auch die größte Form der Freiheit, weil man dann kein Energieräuber ist. Der Gedanke, von anderen etwas haben zu wollen, ist da gar nicht mehr vorhanden. Ich bin mit mir verbunden und gebe meine Liebe aus meinem Herzen.

Ich tue alles für mich. Warum? Wofür? Für meine Erfahrung. Für meine Erfahrung, und die ist immer EINS. Die Welt ist EINS; EINE Erfahrung. Und es ist immer die Totalität. Auch wenn ich mich als Fragment wahrnehme und dieses Fragment das Zentrum zu sein scheint, ist es immer die Totalität. Das verstehe ich noch nicht ganz. Ich denke aber, es ist das, wenn ich mich in diesen Schutzraum der Identität des Fühlens zurückziehe, aus dem heraus Handeln ganz natürlich entsteht und eben nicht Resonanz erwartet wird. Wenn Resonanz entsteht, ist sie Teil des Prozesses. Aber das Handeln ist intrinsisch. Intrinsisch heißt, ich tue es für mich. Die Freude im Handeln ist intrinsisch.

Alles, was ihr tut, tut zum Lobe Gottes, heißt es in der Bibel. Aber zum Lobe Gottes heißt - ich tue es für MICH! Was hätte ich davon, wenn ich etwas für Gott tue, außer weil das Herz überquillt, weil ich so von Gott erfüllt bin, dass ich ihn loben WILL und dies ein Bedürfnis von mir ist? Dann MUSS ich Gott in mir haben! Warum sollte ich denn sonst Gott so loben wollen? Man jubiliert und lobt und feiert, ja man feiert, wenn man in sich eine Freude spürt. Und diese Freude muss geweckt werden und das gelingt „Ein Kurs in Wundern“ durch das Üben in Hingabe, indem wir in Hingabe geübt werden, Stück für Stück, mit den Lektionen.

Und dann ist das, was jeden Tag geschieht, die Erfahrung, die jeden Tag dran ist, genau die passende Praxis zur Theorie.. Immer genau das Richtige, egal wie mein Ego das bewertet. Wichtig ist die Verbindung zum Wahren Selbst. Und das macht die Erfahrung zur Feier.

Im psychologischen Sinne ist Erfahrung die Wahrnehmung, die von mir interpretiert wird. Aber darum geht es hier nicht. 

Worum es hier geht, ist die eine Erfahrung, die ich jeden Moment mache, NICHT meine Lebenserfahrung oder irgendein Sammelsurium von Glaubenssätzen. Wahrnehmen ohne Interpretation.

Was ist Erfahrung? Was ist das, was ich erfahre in jedem Moment?

Es ist ein unmittelbarer Selbstausdruck. Erfahrung ist ein unmittelbarer Selbstausdruck von Moment zu Moment.

Wie gesagt, das sind NICHT die Erfahrungen. Das ist NICHT der Korb Christiane, in den seit der Kindheit alles hineingepackt wird und woraus dann irgendwie die Persönlichkeit entstanden ist. Das ist überhaupt nicht damit gemeint.

Unsere Erfahrungen sind genau das, was uns an der Erfahrung hindert, was vor dem Wahren SELBST steht. Genau durch diese Erfahrungen können wir nicht dringen, wenn wir eine Erfahrung machen wollen, die ein unmittelbarer Selbstausdruck ist. Die Persönlichkeit kann keinen unmittelbaren Selbstausdruck erfahren.

Ja, das ist natürlich sehr interessant, weil ich früher (vor Jahrzehnten) Zitate gesammelt habe und hatte dazu unterschiedliche Kategorien gebildet und eine war „Spontanität“. Und ich habe mich vor kurzem gefragt, wie ich auf diese Kategorien gekommen bin. Es geschah intuitiv. Jetzt verstehe ich, warum. Spontanität ist unmittelbarer Selbstausdruck von Moment zu Moment. Das ist wie der  Improvisations-Schauspieler. Er ist in voller Achtsamkeit auf die Mitspieler. Die Wechselwirkung mit dem Außen geschieht in unmittelbarem Selbstausdruck und nicht als Reaktion auf das Außen. Das Ego kann nur auf das Außen reagieren und das Außen in Bezug auf seine Persönlichkeit sehen. Entweder ist es eine Gefährdung oder es ist eine Bestätigung der Persönlichkeit. Aber das  Wahre SELBST drückt sich unmittelbar selbst aus und gestattet gleichzeitig den Mitspielern, sich unmittelbar selbst auszudrücken, alles ohne Erwartungshaltung.

Das Jonglieren mit Erwartungshaltungen kenne ich aus meinem Ego. Mein hochsensibles Ego hatte solche Monologe wie diesen hier. „Also, ich werde jetzt mal das und das sagen, weil er wahrscheinlich jetzt das und das denkt und mich falsch verstehen wird, deswegen muss ich jetzt das und das erklären, damit er das nicht denkt.“.
Ich habe also schon für den anderen gedacht und gefühlt und ihn schon eine Reaktion angeboten, die mein Ego zurechtkonstruiert hatte. Das war also KEIN unmittelbarer Selbstausdruck, sondern eine Vorsicht, ein Schutz vor möglichen Angriffen, die vielleicht kommen könnten, wenn der andere das und das über mich denkt. Und deswegen wollte ich das schon mal im Vorfeld ausräumen und gleich mal das und das sagen, damit er gar nicht erst das und das denkt.

Ich habe damit versucht, den Anderen mit den Mitteln zu manipulieren,  die ich ihm unterstellt habe. Das Ego manipuliert und verdreht alles mehrfach. Das bei mir selbst zu durchschauen, öffnet mir die Augen für dieses Denksystem.

Wenn ich KEINE Erwartungshaltung habe, geht es nur darum, Spaß am unmittelbaren Selbstausdruck zu haben.

Es ist auch eine Unbekümmertheit. Eine Selbstverständlichkeit. Sich etwas zu trauen, ist ja zum Beispiel auch eine große Selbstverständlichkeit. Dass man in keinem Moment zweifelt, überlegt und fragt, soll ich mich das trauen oder nicht? Man traut es sich einfach ganz selbstverständlich – aufgrund eines Selbstverständnisses.

Es versteht sich von selbst. Nicht ich verstehe mich selbst, sondern es versteht sich von selbst, dass ich das jetzt tue, dass ich das jetzt zum Ausdruck bringe. Und bei Brent Haskell gibt es eine Passage, wo sinngemäß gesagt wird, ihr sollt bemerken, wenn ihr euch Gedanken darüber macht, die anderen könnten euch kritisch anschauen oder irgendwie die Augenbraue hochziehen, weil ihr das tut, was euch Freude macht. Lasst euch davon nicht zurückhalten, wenn ihr das denkt.

Das zu tun, was Freude macht, ist der unmittelbare Selbstausdruck, der NICHT vom Ego kommt. Aber Angst davor zu haben oder sich Gedanken zu machen, dass jemand kritisch die Augenbrauen hochziehen könnte, kommt aus der Persönlichkeit. Kommt aus der Erfahrung, aus der Lebenserfahrung, und das ist eben nicht gemeint.

Man muss ganz klar trennen zwischen Erfahrung und Erfahrungen.

Erfahrung ist jetzt, im Moment, im Moment, im Moment. Was erfahre ich jetzt, unmittelbar? Ohne, dass ich etwas mitbringe oder etwas festhalte, ohne dass ich vor-sorge oder nach-denke?

Lass immer wieder alles sofort wieder los. So sagte schon Krishnamurti: „Jeden Tag allem sterben.“.

Jeder Moment ist frisch und neu und in jedem Moment bin ich. In jedem Moment BIN ich, BIN ich. Ich bin nicht „das und das“ oder „der und der“ oder „so und so“. Ich BIN jeden Moment. Der unmittelbare Selbstausdruck IST, sonst wäre er nicht unmittelbar. Wenn schon definiert werden würde, WIE er ist: weil es schon immer so war, oder weil ich so sein will, oder weil ich mich ausprobieren will, oder weil ich mich durchsetzen will - dann ist das kein unmittelbarer Selbstausdruck. Unmittelbar ist, es IST, es IST, es IST, es IST, wie es IST, wie es IST, wie es IST. Jedes darüber nachdenken, jedes Etikett aufkleben oder jede Zielvorstellung ist schon wieder nicht unmittelbar. Dann bin ich ja schon wieder nicht mehr in diesem es IST, es IST, es IST, es IST.

Und ich denke, das ist im Kurs gemeint mit „Plane nicht.“. Wie kann denn ein unmittelbarer Selbstausdruck irgendetwas planen? Ein Improvisations-Schauspieler kann auch nicht planen. Der ist wach im Moment und entwickelt mit, was er erfährt. Wenn er sagt, oh, ich möchte jetzt hier meine Idee unbedingt rüberbringen, ist er nicht mehr im Jetzt, im unmittelbaren Selbstausdruck. Und der unmittelbare Selbstausdruck ist dieses Glücklichmachende, diese Gegenwärtigkeit. Eine Wachsamkeit, eine Lebendigkeit, eine Klarheit. Weil da überhaupt kein Raum ist für störende Gedanken. Da ist jeder Gedanke zuviel. Der Selbstausdruck wird doch erfahren! Wenn ich sage: „Das ist aber schön!“ ist es schon nicht mehr unmittelbar.

Unmittelbarer Selbstausdruck ist eine große Frische, eine große Wachheit, eine große Freude. Du schaust den anderen in die Augen. Jetzt, unmittelbar.

Wie schön, dass du da bist, jetzt, hier bei mir.


Hinweis: Die auf meiner privaten Homepage veröffentlichten Gedanken zu „Ein Kurs in Wundern®“ stellen meine persönliche Meinung und mein persönliches Verständnis dar und nicht die der Inhaber der Rechte für „Ein Kurs in Wundern®“. „Ein Kurs in Wundern®“ erscheint im Greuthof Verlag und ist markenrechtlich geschützt von der Foundation For Inner Peace, USA.


Christiane Schenke 2021

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