Blog 'Reflexionen im Auto zu Spiritualität'
Die Würde des Menschen ist unantastbar ‒ aber wie geht das? (05.01.2024)
Autodiktat vom 10.11.2023, transkribiert am 05.01.2024
Ich habe vor Jahren ein Theaterstück gesehen; in Halle im Sommertheater; weiß leider nicht mehr, was es genau war. Da ging es um die Würde des Menschen, um das Thema "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Es gab dann sogar das Grundgesetz als kleines Heftchen noch mit für jeden, wo das ja im Paragraph 1 festgeschrieben ist.
Ich kann mich erinnern, dass ich nach dem Schauen des Theaterstücks gemerkt habe, dass da eigentlich nur eine offene Frage formuliert war, die man (auf menschlicher Ebene) nicht beantworten kann.
Ein Schauspieler mimte einen heruntergekommenen Menschen – einen Bettler, einen kranken Elenden, der sich am Boden wandt wie ein Wurm, einen Erdenwurm, ganz krass.
Er machte mit seiner ganzen Körpersprache deutlich, dass dieser Mensch augenscheinlich am Boden liegt und völlig runter ist. Und zwar auf eine Weise, dass man davon erschreckt ist. Eine Kreatur, fratzenartig, überzeichnet.
Du kriegst einen Schreck, wenn du das siehst und wirst entweder von Mitleid erfüllt oder erstmal, ja – vielleicht sogar von Ekel und Abneigung, wenn du ehrlich bist.
Und die Frage ist: Wo ist hier die Würde des Menschen? Wie können wir hier die Würde des Menschen sehen? Ja, mit unseren Augen natürlich nicht, nicht wahr?
Natürlich hat der Kurs in Wundern auch darauf eine Antwort und natürlich ist die wieder auf einer komplett anderen Ebene, wie alles andere auch.
Da, wo du die Frage stellst, ist die Antwort nicht. Auf dieser Ebene ist sie nicht.
Da kannst du allenfalls mit deiner ganzen Ethik und Moral und vielleicht mit deinem christlichen Glauben schaffen, von Schreck und Abneigung zu Mitleid zu finden. Und trotzdem siehst du keine Würde. Wenn du Mitleid siehst, siehst du keine Würde, wo ist da die Würde? Jemand, mit dem du Mitleid hast, ist ein Opfer und du bist der Helfer. Da ist keine Augenhöhe.
In "Ein Kurs in Wundern" heißt es, dass "das Wunder (...) immer ein Zeichen der Achtung von Würdigen für Würdige" ist (T-2,VI.8:1). Das Wunder ist eine Wahrnehmungsberichtigung mit dem Heiligen Geist hin zur Wahrheit. Er nimmt uns auf eine völlig andere Ebene mit. Auf dieser kannst du deine Würde und die des Anderen wahrnehmen. Hier verstehen wir, dass die Würde dieses Menschen niemals beeinträchtigt war, sondern nur meine menschliche Sicht, meine menschlichen Konzepte und Vorstellungen und alles, was ich weiß, ihm diese Würde genommen hat. In Gott war und ist seine Würde niemals bedroht. Jesus möchte, dass wir den anderen so sehen, wie Gott ihn sieht, wie der Vater ihn sieht, als Bruder, als Eins. Und da ist die Würde nie bedroht.
Um in Gott die Würde zu sehen und den Bruder zu sehen, wie Gott ihn sieht, muss ich lernen, über das hinwegzusehen, was ich im Außen sehe. Ich muss lernen, es zu übersehen, um es zu transzendieren, sonst finde ich die Würde nicht.
Ich muss lernen, darüber hinwegzusehen, dass er elend ist.
Ich muss lernen, darüber hinwegzusehen, dass er leidend ist.
Ich muss lernen, darüber hinwegzusehen, dass er ein Opfer ist, benachteiligt ist, misshandelt ist.
Vielleicht würde jemand sagen: Das ist aber nicht mitfühlend.
Was ist denn mitfühlend? Jemanden als benachteiligt zu sehen und dann Mitleid zu haben?
Oder jemanden auf Augenhöhe zu sehen und ihm so zu begegnen, wie man sich selbst begegnen würde?
Was gesteht ihm denn mehr Würde zu?
Das, was uns unsere Augen zeigen, spielt keine Rolle mehr, wenn wir die Wahrheit dahinter erfahren
Nahtoderfahrene berichten oft davon, dass sie ihren Körper verlassen haben, den Körper haben liegen sehen und er spielte für sie keine Rolle mehr. Weil sie sich selbst als vollkommen wahrgenommen haben, ohne Körper, so dass dieser Körper für sie völlig uninteressant geworden ist. Dass sie ihn zurücklassen konnten, ohne jedes Bedauern und ohne jede emotionale Verbindung dazu.
Das zeigt uns ja, wie es ist, wenn etwas keine Rolle mehr spielt, weil wir in einer Erfahrung sind, wo wir zu Hause sind, wo wir alles haben, wo wir so perfekt sind, wie wir uns dort erfahren.
So lerne ich heute beispielsweise in der Lektion 305 von "Ein Kurs in Wundern", dass es einen Frieden gibt, den Christus uns verleiht und alle Welt in Schweigen scheidet, während dieser Frieden sie umhüllt und sie sanft zur Wahrheit trägt, auf dass sie nicht mehr das Zuhause der Angst sei.
Wir erkennen, dass der Anblick, den wir schauen, die Wahrheit vor uns verbirgt. Der Schreck rüttelt uns auf. Nun erkennen wir dies als Möglichkeit, uns die Wahrheit dahinter zeigen zu lassen. Mit dem Heiligen Geist als unser Lehrer wird alles Unvollkommene sanft umhüllt, transzendiert und vor unserem geistigen Auge zur Wahrheit getragen.
Ideen verlassen ihre Quelle nicht
Die Quelle meiner Gedanken bin ich. Wenn ich Gedanken über "Würdelosigkeit" denke, werde ich "Würdelosigkeit" wahrnehmen. Die Wahrnehmung von "Würdelosigkeit" kann meinen Geist nur dann ganz verlassen, wenn ich keinen Gedanken über "Würdelosigkeit" mehr in meinem Geist habe.
Das ist das „Gesetz von Ursache und Wirkung“, dass jeder die Folgen seines Denkens wahrnimmt und erfährt. "Wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus.".
Sehr viel Ehrlichkeit ist hier nötig. Ich muss all meine (vielleicht gut vor mir selbst versteckten) Gedanken über "Würdelosigkeit" in meinem Geist finden.
Gedanken verlassen ihre Quelle nicht. Ich werde die Wirkungen der "Würdelosigkeit" erfahren. Und wenn ich möchte, dass sie meinen Geist verlassen und diese Wirkungen nicht mehr spüren möchte, muss ich sie aufgeben ‒ ganz. Ich darf sie nicht mehr denken. Das ermöglicht die Vergebung in "Ein Kurs in Wundern". "Vater, vergib: Ich habe meinen Bruder ohne seine Würde gesehen. Ich gebe dir meine Gedanken. Zeig mir die Wahrheit. Ich bitte um ein Wunder.".
- Möchtest du Frieden sehen, musst du Frieden wollen, Frieden denken, Frieden fühlen und Frieden geben.
- Möchtest du Liebe sehen, musst du Liebe wollen, Liebe denken, Liebe fühlen und Liebe geben.
- Möchtest du Würde sehen, musst du Würde wollen, Würde denken, Würde fühlen und Würde geben.
- Immer. Unter allen Umständen. Ohne Ausnahme.
Meine Erfahrung einer anderen Sichtweise
Ich denke daran, wie das war, als ich meinen sterbenskranken Onkel in einer kurzen Schau vor meinem geistigen Auge ganz anders gesehen habe.
In jenem Moment war in meinem Geist kein Leid mehr. Und darum habe ich diesen ausgezehrten Körper völlig ohne Leid gesehen.
In jenem Moment war in meinem Geist nur Frieden, Liebe und Glück. Und darum habe ich diesen ausgezehrten Körper voller Liebe, Frieden und Glück gesehen. Und nicht voller Leid. Meine Wahrnehmung war in dem Moment mit einer anderen Quelle verbunden.
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