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Entdeckungen

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Istanbul im Mai 2012, Teil 1

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Wieviele Menschen und Lasten passen in ein Flugzeug?
Diese Frage stellten wir uns, als wir zusammen mit wohl hunderten türkischen Fluggästen, darunter auch viele alte und gebrechliche Menschen, am Flughafen Berlin Tegel eincheckten. Sie hatten Karren mit Unmengen von riesigen verschnürten Kisten und Koffern bei sich, fast einen ganzen Hausrat jeder. So hatten wir schon einen Vorgeschmack auf das Gedränge in Istanbul. Und mir wurde klar - das Flugzeug ist ein Beförderungsmittel und nicht nur ein Urlaubshighlight (was es in meinen "touristischen Augen" bisher war)... Unglaublich, was in solch einen Flieger passt - wir hatten einen grossen Airbus mit acht Sitzen und zwei Gängen in jeder Reihe, der direkt "geräumig" wirkte und wunderbar ruhig flog.

Unser Hotel lag unmittelbar am Sirkeci-Bahnhof (türkisch Sirkeci-Garı, der Endstation des Orient-Express), auf der europäischen Seite, im Stadtteil Eminönü. Dieser liegt direkt neben dem Touristen-Zentrum Sultanahmet (Topkapı-Palast, Hagia Sophia). Eminöni erwies sich als eine gute Wahl, da es hier noch authentischer zugeht als in Sultanahmet. Da sich der Tourismus in Eminöni jetzt aber auch rasant entwickelt, kommt man kaum durch die Strassen, ohne durch ein Spalier von Speisekarten-anpreisenden Türstehern zu müssen. Das wird sehr schnell nervend, ist aber nicht zu ändern, denn alle wollen schließlich leben. Am besten bleibt man freundlich und entspannt und reagiert nicht darauf. Und zum Trost sei gesagt, dass wir in unserer Woche hier auch in Stadtgebiete kamen, wo man als Tourist in Ruhe gelassen wird, z.B. im asiatischen Teil von Istanbul.

Wir hatten uns vorher im Internet über die öffentlichen Verkehrsmittel informiert. Diese sind gut ausgebaut und sehr preiswert. Vom Atatürk-Flughafen nach Sirkesi nahmen wir zuerst ein Taxi zum Bahnhof Yeşilyurt (12 TL), und lösten hier am Automaten Jetons (Plastikchip) für den Zug. Ein Jeton lostet 2 TL (ca. 1 EUR). Man steckt den Jeton in einen Schlitz am Drehkreuz, dieses öffnet sich. Man kann mit dem jeweiligen Verkehrsmitteln fahren, so weit man will. Beim Umstieg in en anderes Verkehrsmittel kauft man wieder einen Jeton.

Die Jetons für Straßenbahn, Zug und Seilbahn in Eyüp waren gleich, blaue und rote Plastechips, sie passten sowohl bei der Tram als auch im Zug. Die Jetons für die Linienschiffe waren kleiner und aus Metall.

Der Akbil (aufladbarer Stick) wurde erstetzt durch die Istanbul Card. Diese kauft man einmal und lädt dann Guthaben auf. Damit spart man noch etwas Fahrgeld. Wer noch einen Akbil hat, kann diesen offensichtlich auch noch aufladen und benutzen.

Da es überall Jeton-Automaten gab, die nicht nur Kleingeld, sondern auch Scheine annehmen (max. 20 TL) und das Restgeld herausgaben, war das für uns das Praktischste.


Erster Tag:
Anreise, Einchecken im Hotel und Abendessen im Viertel Eminönü

Der Flug dauert von Tegel nach Istanbul ca. zwei Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt eine Stunde nach hinten.

Nach dem Hotel mussten wir etwas suchen. Ein Teppichhändler wies uns dann den Weg und bat uns anschließend, in den nächsten Tagen seinen Laden zu besuchen. Das ist uns oft so passiert: sobald man sich suchend umblickt, bietet einem Jemand Hilfe an, gleich nachgeschoben kommt dann die Einladung, danach das eigene Restaurant oder den Laden zu besuchen.

Im Hotel wurden wir um Verständnis gebeten, dass wir statt der zwei Doppelzimmer für die erste Nacht mit einem Gemeinschaftszimmer Vorlieb nehmen müßten, da es einen Wasserschaden gäbe. Das war kein wirkliches Problem für uns. Wir waren eh so groggy, dass wir wie Steine schliefen. Und am nächsten Tag erhielten wir auch die zwei gebuchten Doppelzimmer.

Das Abendessen nahmen wir in einem familiären kleinen Restaurant in Hotelnähe ein, denn einem der deutschsprechenden Türsteher war es gelungen, uns hinein zu locken, was seinen Vorgängen nicht gelungen war. Das Essen war gut. Wir tranken das erste Mal Ayran (aus Joghurt, Wasser und Salz), der für die ganzen Tage unser Standard-Getränk werden sollte.

Generell ist das Essen etwas billiger als in Deutschland. Im Touri-Zentrum Sultanahmet jedoch scheinen die Preise deutlich höher als in anderen Istanbuler Stadtteilen zu sein - wir haben es vermieden, dort einzukehren.

Natürlich gingen wir am ersten Abend gleich zum Bosporus runter uns genossen das Lichtermeer und das Menschengewühl.

Noch am Abend vor der Abreise hatte ich mich schnell im Internet über ein paar Besonderheiten informiert, die Touristen in Istanbul beachten sollten. Das war gut so, denn am ersten Abend erlebten wir bereits den Trick mit der Schuhbürste, siehe http://wikitravel.org/de/Istanbul (besagter Trick ist am Ende der Seite beschrieben). Gut informiert, hoben wir die vor unseren Augen fallengelassene Bürste natürlich nicht auf und ersparten uns so einen unangenehmen Tagesausklang.

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Vom Hotel aus sahen wir die einfahrenden Züge auf dem Bahnhof, blickten über den Bosoporus zur anderen Uferseite, die Galatabrücke und den Galataturm. Die Stadt war verständlicherweise die ganze Nacht noch voller Geräusche, vor allem die Baustelle am Bahnhof arbeitete die ganze Nacht. Wir vermuten, die Baustelle gehört zum Marmaray-Projekt, einem mit japanischer Hilfe gebauten, erdbebensicheren Tunnel unter dem Marmarameer, der bis 2013 fertig sein soll.


Zweiter Tag:
Es war Sonntag, der große Basar hatte zu. Wir gingen über den Ägyptischen Basar (Gewürzbasar) und kauften ein paar Gewürze.

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Yeni Camii - die neue Moschee - hatten wir schon am ersten Abend vom Bosporusufer aus bewundert. Sie war unser erstes Ziel. Als Kleidung für den Moscheebesuch empfehlen sich selbstverständlich bedeckte Arme und Beine, und das für Männer und Frauen. Vor der Tür die Schuhe ausziehen, in eine Tüte packen und mit reinnehmen, als Frau den Kopf bedecken - so gerüstet kann man rein in die Moschee. In einigen Moscheen darf man fotografieren (manchmal nur ohne Blitz). Sich leise zu verhalten und das Handy leise zu stellen sollte selbstverständlich sein.
Frauen werden in eine abgetrennte Touristenecke gebeten, von der aus man die Moschee gut überblicken kann. Ungläubige Männer dürfen etwas weiter rein treten, jedoch nicht bis zu dem Bereich, wo die gläubigen Beter sitzen.
Der Teppich zeigt ein Muster, an dem die Beter die Gebetsplätze erkennen können.
Als wir drin waren, rief der Muezzin gerade zur Gebetszeit. Viele Männer strömten herein und nahmen Platz. So konnten wir dem Gebetsritual beiwohnen - es hat uns sehr beeindruckt.
Die gläubigen Frauen beten in einem abgetrennten Bereich abseits der Männer.
Da die Gläubigen sich vor dem Gebet die Füße waschen, gibt es an der Außenwand der Moscheen Waschplätze. Früher wusch man sich an dem Brunnen im Innenhof der Moschee.

Übrigens gibt es an fast jeder Moschee Toiletten zum Preis von 1 TL. In der Stadt findet man genug Toiletten, man muss sich darüber keine Sorgen machen. Meist sind es die türkischen Hocktoiletten.

An diesem Tag kamen wir noch durch die Strasse der Korbmacher, ein Basar mit Haushaltsgegenständen, die oft noch in Handwerkstration hergestellt werden (Körbe, Schüsseln, Kellen) - hier aßen wir etwas Kleines an einem Stand. Der Stand hatte eine winzige Sitzecke, wo man sich gemütlich niederlassen kann - man ißt hier nicht gern einfach so im Laufen.

Übrigens gibt es Wasserflaschen und frisch gepressten Saft preiswert an fast jeder Ecke.

Das nächste Ziel war die Rüstem-Pascha-Moschee (türkisch Rüstem Paşa Camii), eine kleine Moschee, nach der wir etwas suchen mussten. Der versteckte Zugang über eine kleine Gasse ist mir besonders nachdrücklich in Erinnerung geblieben, weil typisch für das eng bebaute, verworren wirkende Istanbul. In jeder noch so winzigen Ecke hat sich aber noch Jemand niedergelassen, sei es ein kleiner Händler mit irgendwelchen Kettchen oder anderem Kleinkram, ein Teetrinker auf einem Höckerchen oder eine wohlig ausgestrecke Straßenkatze.

Das touristische Highlight kam am späten Nachmittag, die Hagia Sophia. Den entscheidenden Tipp erhielten wir am Morgen von einem Polizisten, als er unser Erschrecken angesichts der langen Warteschlangen sah. Er riet uns, gegen 17 Uhr noch mal zu kommen. Und siehe da, um diese Zeit kamen ganz schnell rein.

Die Hagia Sophia ist ein Museum und kostet Eintritt (25 TL).

Man kann es gar nicht in Worte fassen, wie es ist, in diesem 1600 Jahre alten "multireligiösen" Momument der Menschheitsgeschichte zu stehen. Ich bekam Gänsehaut bei der Vorstellung, wie es wohl wäre, wenn man ganz allein in diesem gigantischen Bauwerk stünde. Dies bleibt natürlich eine Vorstellung, hunderte Touristen schauen mit einem nach oben in die riesige Kuppel, die frei zu schweben scheint, weil deren Stützen von innen nicht zu sehen sind. Wenn man mit der Blauen Moschee vergleicht, wird diese Meisterleitung besonders deutlich. In der Blauem Moschee sieht man gewaltige Stützpfeiler.
Man kann auch nach oben gehen und von einer Empore aus die Hagia Sophia umrunden und hinein blicken.

Überall in Instanbul leben Menschen und Straßenkatzen traulich zusammen. In der Hagia Sophia dürfen die Moscheenkatzen sogar mit rein, eine schlief unbeeindruckt zusammengerollt in der Ecke.


Dritter Tag:
Bosporus-Rundfahrt: Für uns war klar, dass wir mit dem Linienschiff fahren wollen, obgleich man von privaten Anbietern am Hafen massenhaft angesprochen wird. Es geht los an den Fähranlegern in Eminonü, für uns nur wenige Minuten Fußweg. Wir mussten pünktlich sein, denn das Schiff fuhr nur einmal am Vormittag. Die lange Tour, 90 Minuten Fahrt, kostet 25 TL, man kauft die Karte vorher. Da man die Fahrt nicht unterbrechen und mit demselbem Ticket fortsetzen kann, entschieden wir uns, bis zum Ende bis nach Anadolu Kavağı zu fahren. Es war dörflich hier - es gab es einen Berg mit einer Burgruine zu erwandern, begleitet von einer Menge anderer Touristen und von drei treuen Straßenhunden. Anwohner hatten ihnen auf halbem Wege nach oben einen Wassereimer hingestellt. Alle Straßenhunde haben Marken im Ohr, offenbar als Zeichen, dass sie geimpft sind.

Witzig war, dass wir bei Ankunft unseres Schiffes von einigen fahnenschwenkenden Kellnern begrüßt wurden, die so schon von weiten auf ihre Fischlokale am Ufer aufmerksam machten.

Wir haben oben auf dem Berg in einem netten Lokal mit wunderbarem Ausblick gegessen.

Nach wenigern Stunden ging die Fähre wieder zurück, also unbedingt die Fahrkarte aufheben, damit man wieder mit einsteigen darf!

Am frühen Abend nutzen wir noch die Gelegenheit, den unterirdichen Wasserspeicher zu besichtigen (ca. 1500 Jahre alt). Den Tipp hatten wir von einem Polizisten, dass es gegen 18 Uhr hier leer sein wird. Die Zisterne beteht aus vielen Säulen und ist illuminiert, der Besuch ein Erlebnis. Zwei Säulen mit Medusenköpfen sind eine besondere Attraktion. Wir konnten uns gut vorstellen, warum die Szenerie schon mal als Schauplatz eines James-Bond-Fimes gedient hat - sie bietet sich ja geradezu an.

Zum Schluß des Tages erholten wir uns im Gülhane-Park und hatten wie so oft auch hier Gelegenheit, dem Treiben der Straßenkatzen mit ihren zerkratzen Nasen zuzuschauen.


Größere Moscheen sind immer offen, es gibt eine Art städtischen Wachmann. Der Moscheebesuch kostet nichts. Kleinere Moscheen (das erlebten wir auf der asiatischen Seite in Üsküdar) werden von einem Gläubigen offen gehalten, der einen einläßt. Manchmal bittet er dafür hinterher um eine Spende für die Moschee.


Kleingeld ist wohl immer "knapp" und man bekommt es schwer gewechselt, nicht mal im Hotel. Der Wasserverkäufer und der Taxifahrer konnten nicht rausgeben und wollten es passend. Kleine Scheine und Münzen also, wo es möglich ist, lieber "festhalten". Die beste Wechselmöglichkeit schien uns der Jetonautomat an der Straßenbahn zu sein, da er Münzen herausgibt.

Wenn man gleich nach der Ankunft mit dem Taxi fahren muss, ist es gut, kleinere Scheine dabei zu haben. Da wir in Deutschland eine kleinere Summe Geld gewechselt hatten, hatten wir gleich am Flughafen kleinere Scheine. Sonst kann man sich die Wechselgebühr sparen, wenn man, so wie wir, direkt am Geldautomaten entgeltfrei abheben kann. In einigen Fällen erhielten wir auch eine kleinere Stückelung am Automaten, aber nicht immer.


Rechnung bezahlen:
Wir haben es immer so erlebt, dass die Rechnung in einer Mappe, einem Kästchen oder einer Schale hingestellt wurde. Dann geht der Keller erst mal wieder weg.  Man legt das Geld rein und der Kellner nimmt die Mappe mit und bringt das Restgeld in der Mappe zurück. Erst danach hinterläßt man das Trinkgeld in der Mappe. Wenn man dem Kellner sagen will, dass es so stimmt, heisst das "Tamam". Viele sprechen aber englisch, einige auch deutsch.
Wir hatten vorher aus Spass etwas Türkisch gelernt. Über unsere Bemühungen, auf Türkisch zu grüßen und zu bestellen, haben sich alle gefreut. Wir bekamen so freundlichen Kontakt zu den Leuten. Zum Glück waren sie aber alle so erfahren, ihrerseits auf englisch zu antworten, den sonst hätten wir ja die jeweilige Antwort schon nicht mehr verstanden. 


Staßenverkehr:
Der Autoverkehr ist der reinste Wahnsinn. Angeschnallt sind die Wenigsten. Wir haben Autos gesehen, die bei Rot fahren. Spurwechsel scheint auch eher intuitiv zu funktionieren. Dennoch haben wir es nicht einmal krachen sehen.

Wir sind immer wie die Hasen zwischen den Autos über die Straßen gehoppelt. Träumen darf man da nicht. Fahrradfahren ist in Istanbul nur was für Lebensmüde, so haben wir in der ganzen Woche nicht mehr als eine Handvoll davon gesehen.

Fußwege sind "gepflastert" mit Stolperstellen. Plötzliche Absätze, Löcher und Belagwechsel, zugestellte und sehr hohe Bürgersteige machen dem Straßenwanderer zu schaffen. Es ist gar nicht so leicht, die Stadt zu bewundern und gleichzeitig auch noch aufmerksam nach unten zu schauen. So blieb ein plötzliches Stolpern manchmal nicht aus. Für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen ist Istanbul definitiv nicht geeignet. Trotzdem sahen wir ein paar wenige tapfere Eltern und Rollstuhlfahrer.

zu Teil 2 des Reiseberichts


Mehr zum Thema Istanbul-Reisen gibt es auf dem Istanbul-Reisen-Blog von Thomas.


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Christiane Schenke 2021

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